P/2023 C1 (Jahn): Erste deutsche Kometenentdeckung seit über 20 Jahren

24. März 2023

Dem Amateurastronomen Jost Jahn ist mit dem fernsteuerbaren und vom Haus der Astronomie betreuten ROTAT-Teleskop der Stiftung Interaktive Astronomie und Astrophysik eine seltene Entdeckung gelungen: Der nun nach ihm benannte Komet P/2023 C1 (Jahn) umkreist Sonne auf einer geneigten Umlaufbahn zwischen den Planeten Mars und Jupiter. Es handelt sich um die erste Kometenentdeckung durch einen Deutschen seit 2002

ROTAT (Remote Observatory Theoretical Astrophysics Tuebingen) ist ein vom HdA betreutes, über das Internet fernsteuerbares 60cm-Teleskop am Observatoire de Haute Provence, das Schüler*innen und Lehrer*innen  kostenfrei zur Verfügung steht. Die verbliebene Beobachtungszeit wird an Amateurastronom*innen vergeben. Der Zahnarzt Jost Jahn von der Insel Amrum ist langjähriger ROTAT-Nutzer und hat sich auf die Beobachtung von erdnahen Asteroiden und die gezielte Suche nach unbekannten Kleinkörpern im Sonnensystem spezialisiert. Eine Reihe von Asteroidenentdeckungen ist ihm mit ROTAT bereits gelungen, darunter ist mit (471926) Jormungandr sogar ein erdnaher Asteroid.

Auf ROTAT-Aufnahmen aus der Nacht vom 14. zum 15 Februar 2023 entdeckte Jahn am 20. März zufällig ein zunächst asteroidenähnlich erscheinendes Objekt, das sich aber bei genauerer Analyse als ausgedehnt herausstellte. Es handelt sich dementsprechend nicht um einen Asteroiden, sondern um einen von einer durch Ausgasungen gebildeten Wolke, der Koma, umgebenen Kometen. In den folgenden Tagen konnte sowohl anhand von Archivaufnahmen aus früheren Jahren als auch von aktuellen Aufnahmen von verschiedenen Observatorien nicht nur die Existenz des Kometen und seiner Natur bestätigt, sondern auch seine Umlaufbahn hinreichend genau bestimmt werden, um seine Position am Himmel auch in Zukunft genau vorhersagen zu können.

Der nun offiziell als P/2023 C1 (Jahn) bezeichnete und wie bei Kometen üblich nach seinem Entdecker benannte Komet hat eine Umlaufdauer von nur 7,5 Jahren, er gilt damit als kurzperiodischer Komet. Seine Umlaufbahn ist elliptisch und deutlich gegen die Umlaufbahnen der Planeten in unserem Sonnensystem geneigt. Ähnlich wie bei vielen Asteroiden liegt sie zwischen den Umlaufbahnen der Planeten Mars und Jupiter. Da der Komet der Sonne dabei nie nahe kommt und er nicht besonders groß ist, wird er sich allerdings nie zu einem spektakulären Himmelsanblick entwickeln. Er ist nur fotografisch mit mittelgroßen Teleskopen überhaupt beobachtbar.

Pro Jahr werden üblicherweise mehrere Dutzend Kometen entdeckt, heutzutage allerdings überwiegend automatisiert im Rahmen von systematischen Himmelsdurchmusterungen mit größeren professionellen Teleskopen. Die letzte Kometenentdeckung durch einen Deutschen liegt bereits über 20 Jahre zurück. Damals spürte der aus Dossenheim stammende Astrophysik-Student Sebastian Hönig vom Odenwald aus visuell mit seinem 25cm-Teleskop den Kometen C/2002 04 (Hönig) auf. Hönig ist mittlerweile Professor für Astrophysik an der University of Southampton.


ROTAT wurde vom 2015 verstorbenen Tübinger Astronomieprofessor Hanns Ruder ins Leben gerufen und wird heute von der Stiftung Interaktive Astronomie und Astrophysik betrieben. Die operative Betreuung des Teleskops liegt beim Haus der Astronomie.

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