Was bislang geschah

Ende 2008 wurde das Haus der Astronomie (HdA) gegründet. Im Herbst 2011 hat es ein eigenes, galaxienförmiges Gebäude bezogen. Hier soll die Vorgeschichte dieser Entwicklung erzählt werden.

Eine ungewöhnliche Zeitschriftengründung

Anfang der 1960er Jahre zeichnete sich ein Neubeginn für die Astronomie in Deutschland ab: Die Gründung der Europäischen Südsternwarte (mit starker deutscher Beteiligung) stand ebenso vor der Tür wie die Gründung mehrerer astronomisch ausgerichteter Max-Planck-Institute.

Im Jahre 1962 unternahmen Hans Elsässer, der bald darauf Direktor der Landessternwarte Königstuhl werden sollte, und seine Kollegen Karl Schaifers und Rudolf Kühn einen für die damalige Zeit ungewöhnlichen Schritt, um die Akzeptanz der astronomischen Forschung zu verbessern und potenzielle Nachwuchswissenschaftler an dieses Fach heranzuführen: Sie gründeten die allgemeinverständliche Zeitschrift Sterne und Weltraum, die seither auf dem Königstuhl erscheint – zunächst an der Landessternwarte, ab 1982 am Max-Planck-Institut für Astronomie, an das Elsässer Ende der 1960er Jahre als Gründungsdirektor gewechselt war.

Unter Jakob Staude, der 1981 die Leitung übernahm, expandierte die Zeitschrift beträchtlich. Aus einem Ein-Mann-Betrieb wurde eine mehrköpfige Redaktion, aus ursprünglich 1.500 verkauften Exemplaren wurden mehr als 20.000. War die Zeitschrift zunächst noch beim Bibliographischen Institut Mannheim verlegt worden, später beim Verlag Dr. Vehrenberg GmbH und dann beim Hüthig Verlag, ist Sterne und Weltraum seit Ende 2001 eine Zeitschrift des Verlags Spektrum der Wissenschaft (der inzwischen Teil der Nature Publishing Group ist). Anfang 2008 wurde Uwe Reichert neuer Chefredakteur, während Jakob Staude noch eine Zeitlang zusammen mit Thomas Henning vom MPIA und Matthias Bartelmann vom ZAH als Herausgeber fungierte.

Astronomie für die Öffentlichkeit

Auch jenseits von Sterne und Weltraum hat astronomische Öffentlichkeitsarbeit in Heidelberg eine lange Tradition.

Das Angebot an Großveranstaltungen reicht von Tagen der offenen Tür, bei denen seit 1979 bis zu 11.500 Besucher ins Max-Planck-Institut für Astronomie strömen (Bild links), bis zum "Tag des Offenen Denkmals", an dem die Landessternwarte ihre Pforten öffnet. Seit 2006 bietet die Vortragsreihe "Astronomie am Sonntag Vormittag" die Möglichkeit, astronomische Forschung aus erster Hand zu erfahren. Zum 625jährigen Jubiläum der Universität Heidelberg organisierte deren Zentrum für Astronomie eine sehr erfolgreiche Reihe von mittäglichen Kurzvorträgen unter dem Motto Uni(versum) für alle!.

Schülerpraktika oder Girls' Day bieten weitere Gelegenheit, Einblicke in den Alltag der Heidelberger Astronomie zu erhalten – von Forschungsthemen bis hin zu Instrumentenbau, Feinmechanik- und Elektronikwerkstatt. Zu diesen besonderen Ereignissen kommt ein reger Führungsbetrieb, bei dem Besuchergruppen nach Anmeldung die Landessternwarte oder das Max-Planck-Institut für Astronomie erkunden können.

Wissenschaft in die Schulen!

Als im Jahre 2001 die für Deutschland wenig schmeichelhaften Ergebnisse der PISA-Studie erschienen, überlegte Jakob Staude, ob sich die Begeisterung der jungen Leser von Sterne und Weltraum nicht auch in den Schulunterricht verpflanzen ließe. Das Ergebnis war Wissenschaft in die Schulen, ein Projekt des Verlags Spektrum der Wissenschaft in Kooperation mit der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Bad Wildbad sowie, ab 2010, das Haus der Astronomie. WIS-Astronomie stellt monatlich zu ausgewählten Artikeln in Sterne und Weltraum didaktische Materialien zur Verfügung (online und kostenlos), mit denen sich aktuelle Forschungsthemen direkt in den Unterricht integrieren lassen.

Ab Januar 2005 wurde WIS-Astronomie ein Vollzeitprojekt – dank der Finanzierung einer befristeten Stelle durch die Klaus Tschira Stiftung konnte sich Olaf Fischer nun hauptamtlich um WIS kümmern. In Zusammenarbeit mit der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Bad Wildbad hat der Verlag Spektrum der Wissenschaft das Projekt seither noch auf weitere Wissenschaftszweige ausgeweitet.

Die Astronomieschule e.V.

Im Juli 2005 gründete eine Gruppe von Lehrern, Astronomen und weiteren Astronomieinteressierten, die sich bereits über die vorangehenden Jahre für die astronomische Öffentlichkeitsarbeit in Heidelberg eingesetzt hatten, den Verein Astronomieschule e.V..

In enger Zusammenarbeit mit der Landessternwarte auf dem Königstuhl, die auch die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, führt der Verein Workshops insbesondere für Kinder und Jugendliche durch – vom Kindergartenalter bis zu Abiturienten –,  organisiert nächtliche Beobachtungen ("Astrocamps") und richtet Fortbildungen für Lehrer und Erzieher aus.

Ein Haus für die Astronomie in Heidelberg

Als die zunehmende Zahl von Aktivitäten den Heidelberger Astronomen ein Raumproblem bescherte, entwickelte sich aus Diskussionen der Akteure an MPIA und ZAH, nämlich Hans-Walter Rix, Thomas Henning, Jakob Staude und Joachim Wambsganss, unterstützt durch Klaus Jäger, das Konzept eines "Hauses der Astronomie", das die diversen Aktivitäten, mit denen Heidelberger Astronomen ihr faszinierendes Fach in die Öffentlichkeit tragen, bündeln und intensivieren sollte.

Ein Projektantrag an die Klaus Tschira Stiftung (KTS) stieß auf positive Resonanz, und im Zusammenspiel mit der KTS entstand das Haus der Astronomie in seiner heutigen Form: mit dem 2011 bezogenen eigenen Gebäude (dessen Galaxienform auf eine Idee des Stifters Klaus Tschira zurückgeht) und mit der Partnerschaft von Max-Planck-Gesellschaft, Universität Heidelberg und Stadt Heidelberg (mit Unterstützung des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung und der KTS), Stellen für ein Kernteam zu schaffen, um das Haus mit Leben zu füllen.

Nach einer Aufbauphase 2009-2010 laufen die Aktivitäten des HdA nun auf vollen Touren. WIS-Astronomie hat nun im Haus der Astronomie ebenso seinen Platz gefunden wie das EU-geförderte Projekt Universe Awareness für jüngere Kinder. Mit der Fertigstellung des Gebäudes Ende 2011 war der Aufbau abgeschlossen – damit hatten auch die Redaktion von Sterne und Weltraum und die Astronomieschule e.V. im Haus der Astronomie ihre neue Heimat gefunden.

Seither sind wir regional, national und international in der astronomischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit aktiv. Ein jüngerer Meilenstein ist die Ausrichtung des Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union seit Anfang 2020.

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