Kleinplanetenentdeckungen in Heidelberg

Beobachtungen von Asteroiden haben in Heidelberg eine lange Tradition. Bis heute ist der Observatory Code 024 der Standort mit den meisten Nummerierungen in Deutschland.

Die Geschichte der Heidelberger Kleinplanetenbeobachtungen begann Ende des 19. Jahrhunderts. Nachdem er bereits im Jahr 1884 im Alter von 21 Jahren seinen ersten Kometen entdecken konnte, ging dem Heidelberger Astronomen Max Wolf am 22. Dezember 1891 mit dem 6"-Astrographen an seiner Privatsternwarte in der Heidelberger Märzgasse sein erster Kleinplaneten ins Netz. (323) Brucia wurde später nach der amerikanischen Wissenschaftsmäzenin Catherine Wolfe Bruce benannt. Gut drei Monate später fand er (325) Heidelberga. Eine Reihe weiterer Entdeckungen sollten folgen, darunter (434) Hungaria, der erste Trojaner (588) Achilles und der Erdbahnkreuzer (887) Alinda. Insgesamt summiert sich die Zahl von Wolfs Kleinplanetenfunden auf 248. Alle wurden fotografisch entdeckt, was insbesondere in der Zeit vor 1900 noch überaus ungewöhnlich war. Max Wolf gilt mithin als einer der Pioniere der Astrofotografie.

1898 wurde Wolf einer der beiden Gründungsdirektoren der neu errichteten kurpfälzischen Landesternwarte auf dem Heidelberger Königstuhl. Ab dem Jahr 1900 konnte er seine Asteroidenbeobachtungen mit einem neuen 40cm-Doppelastrographen durchführen, dessen Anschaffung von Catherine Bruce finanziert worden war. Das Heidelberger Fotoplattenarchiv enthält Tausende von Kleinplanetenaufnahmen, die mit Wolfs 6"-Astrographen bzw. dem Bruce-Teleskop entstanden sind und heute in digitalisierter Form über das Internet abrufbar sind.

Insgesamt wurden 823 nummerierte Asteroiden in Heidelberg entdeckt, mit insgesamt 395 die meisten von Wolfs Schüler Karl Reinmuth, der noch heute als einer der erfolgreichsten deutsche Kleinplanetenbeobachter gilt. Er entdeckte neben unzähligen Hauptgürtelasteroiden unter anderem auch (1862) Apollo und eine Reihe von Trojanern. 

Ab Mitte der 60er Jahre verlagerte sich der Forschungsschwerpunkt der Landessternwarte und es wurde still um den Stationscode 024. Vor gut 10 Jahren begannen dann Studenten am benachbarten Max-Planck-Institut für Astronomie mit Beobachtungen am dortigen 70cm-Teleskop, unter ihnen auch Felix Hormuth, der für seine Beobachtungen mittlerweile in erster Linie das 1.23m-Teleskop auf dem Calar Alto einsetzt. Für die Zukunft ist geplant, das neue 50-cm-Teleskop von MPIA und Haus der Astronomie im Remote-Betrieb zur vor Verfolgung von NEOs einzusetzen. Die Positionsungenauigkeit für 024 erlaubt es, den traditionellen Heidelberger Stationscode weiterhin zu verwenden.

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